Das Blog Ebertplatz Köln hatte sich von Anfang an das Ziel gesetzt, den Ebertplatz und seine Entwicklung zu begleiten und im Sinne eines Blogs zu dokumentieren. Heute aber ist ein Punkt erreicht, der uns veranlasst den Betrieb einzustellen. Es ist ein stiller Protest im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Videoüberwachung hat nichts mit Prävention zu tun. Videoüberwachung kann keine Straftaten verhindern oder einer Straftat vorbeugen. Eine Videoüberwachung kann allerhöchstens bei der Aufklärung von Straftaten unterstützend wirken. Seit Montagmorgen 7 Uhr ist die Überwachung aktiv. Die Bilder aus dem Polizeipräsidium zeigen zwei Monitore für acht Kameras in einer Größe von jeweils geschätzt 22 Zoll. Ob darauf wirklich gute Bilder zu sehen sind? Reicht das Format dieser Monitore aus, um sich anbahnende Straftaten zu erkennen? Im Zweifelsfall sind Smartphonebesitzer und die darin verbauten Kameras näher am Geschehen dran und können zugleich auch noch einen Notruf absetzen. Im Notfall wird also der Notruf kaum später eingehen, als der Polizist im Präsidium reagieren kann. Zumal die Videoübertragung erst einmal interpretiert werden muss. Handelt es sich um einen schlechten Scherz oder ist tatsächlich eine Straftat zu sehen? Das wird ein Polizist vor dem Monitor trotz Schulung nur unsicher erkennen können.
Drogenkriminalität trotz Videoüberwachung
Auch die Drogenkriminalität wird sich weiterhin kaum beeindrucken lassen. Dealer werden durch die massiven Masten bestens auf die Videoüberwachung hingewiesen und suchen sich uneinsehbare Winkel oder weichen an andere Plätze aus, die eine Kontrolle des Handels nicht mehr zulassen. Somit würde die Videoüberwachung also ihren Sinn verlieren und eine unsinnige Investition darstellen. Tatsächlich würden so nur die spielenden Kinder am Brunnen oder eben im Winter die Schlittschuhläufer und die Besucher des Platzes überwacht, die vor dem Gastrocontainer einen Kaffee oder Kölsch geniessen. Somit würden die Bilder die meiste Zeit sich erholende Großstädter und vergnügte Minderjährige zeigen. Da fehlt es sicherlich an Konfliktpotential.
Es geht nicht nur um Geld
Dass also die Videoüberwachung der falsche Schritt ist, dürfte klar sein. Das investierte Geld hätte sicherlich besser bis zum Umbau des Platzes in die Sozialarbeit von Streetworkern und die Ermittlungstätigkeit von Zivilfahndern investiert werden können. Dadurch wäre echte Präventionsarbeit möglich und eine Einschränkung der Kriminalität gewährleistet.
Was bleibt ist die Erinnerung
Was bleibt ist die Erinnerung an zwei sehr schöne Jahre Ebertplatz mit Sonne, Sonnendeck und Wasserspiel und der Wiederentdeckung des Platzgefühls zwischen Eigelstein und Agnesviertel. Es sind zwei Jahre der Kommunikation, der Konzerte und Aktionen auf dem Platz, der Erneuerung eines urbanen Lebensgefühls. Und ja, wir sind stolz ein Teil davon gewesen zu sein und es hier im Blog zeigen zu dürfen. Doch wollen wir das auch noch in Zukunft machen? Darauf antworten wir mit einem klaren „Nein“. Dieses Lebensgefühl ist geprägt von Freiheit, Leichtigkeit und Luftigkeit. Videoüberwachung ist eher Kontrolle, Zwang und Paranoia.
Mut für den Umbau
Mögen die Bürger auch bei der Neugestaltung des Platzes ein gewichtiges gesellschaftliches und soziales Wörtchen mitreden. Möge die Verwaltung nicht nur die Gestaltung von öffentlichen Freizeitangeboten ins Auge fassen, sondern auch den Mut haben, die Entwicklung des Platzes ohne Videoüberwachung in eine weiter positive Richtung mit den Bürgern zu gestalten. Möge der Mut aller dazu reichen, einen Blick über den Tellerrand hinaus in die Welt zu werfen und das Beste aus aller Welt an den Ebertplatz zu holen, um so einen Leuchtturm für moderne urbane Gestaltung und Lebensräume zu schaffen.
Danke für die beiden tollen Jahre. Wir sind dann mal weg!